Den Kindergottesdienst am Sonntagmorgen leitet Bischof Urs Heiniger.
"Kommt, sagt es allen weiter, Gott selber lädt uns ein..."
so hieß es in einem der vielen Lieder, die der Kinderchor vor und nach dem Gottesdienst, natürlich auch zwischendurch, unter Leitung von Simone Wießner sang. Und alle so Eingeladenen, wenn auch durch Gottes irdische Vertreter, in dem Fall das Kids-aktiv-Team, waren gekommen: Noch nicht konfirmierte Schulkinder (wegen der Fahrdienste mit ihren Eltern), Sonntagsschul-, Religions- und KonfirmandenlehrerInnen, Gemeinde- und Bezirksvorsteher sowie deren Vertreter. Um den musikalischen Teil vollständig zu erwähnen: Es spielte auch eine Instrumentalgruppe mit gewaltigem Blechbläserklang (die Mauern der Herrenberger Kirche erwiesen sich belastbarer als die von Jericho) und an Orgel oder Klavier musizierte, wie immer souverän und gelungen, Jan-Thilo Bayer. Der Tag wurde im Vorfeld geplant und perfekt durchorganisiert vom Kids-aktiv-Team und den Herrenberger "Hausherren". In Vertretung für alle sei hier Gemeindevorsteher Klaus Giringer genannt. Alles war bedacht worden. Von A (Abfallentsorgung) bis Z (Zahn, Klausjürgen, der die tollen Fotos gemacht hat). Die Buchstaben dazwischen - beschränken wir uns auf das W wie Wetter: Da hatten die himmlischen Mächte das Ihrige beigetragen. Keine sengende Sonne, keine nassen Füße, ab und an ein leichter warmer Wind, was will man mehr.
Schon im Eingangsgebet ging der Bischof fürbittend auf die möglichen Alltagsprobleme der Kinder ein, die sie belasten können. Keine Akzeptanz durch die Mitschüler, am Rande stehen müssen, nicht immer alles vom Lehrstoff sofort verstehen können. Da möge sich jemand finden, der Hilfestellung leistet. Damit alle ein friedliches Miteinander haben können. Und wenn es mal nicht so ist, sie nicht im Streit verharren müssen. Dafür möge der himmlische Vater da sein, damit sich die Dinge, wo nötig, zum Besseren wenden. Das Vertrauen auf ihn setzen können, der immer da ist.
Er antwortete und sprach: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst." (Lk 10, 27) Gottes Wort ist ein großer Reichtum, hieß es nach der Verlesung dieses Textworts für den Gottesdienst. Damit knüpfte Heiniger an das gerade verklungene Lied der Kinder an, in dem "jedes Wort als ein Licht auf dem Weg" besungen worden war. "Ich mag dich", das hört jeder gern. "Und wenn Gott sagt, ich brauch` dich, was ist dann? Und dann noch das, was gefordert ist, gern tun?" Im Dialog mit den Kindern wurde das hinterfragt. Immer ein Thema: Schule. Da hat jedes seine Lieblingsfächer - und auch die anderen, mit denen man es nicht so komfortabel hat. Man muss sich schon anstrengen. Jeder hat unterschiedliche Begabungen. Was einem zufällt, mag man. Um Vieles muss man sich bemühen. Nicht so einfach.
Und das aus dem Bibelwort folgende Gebot der Liebe, das befolgen, da sind alle gleich gut? Liebe zu den Eltern. Man weiß ja, dass sie ihr Kind lieben. Und umgekehrt das Kind sie auch, Immer? (Wie aus der Pistole geschossen kamen später, auf Nachfrage des Bezirksältesten, die Beispiele aus der Praxis, mit denen Eltern ihre Kinder "traktieren": Im Haushalt mit anfassen, Geschirrspüle ausräumen, Radio leiser stellen und andere Lästigkeiten.) Und trotzdem sich um die Liebe bemühen, so lautet das Gebot. Bei einem Streit unter Geschwistern, soll Gott da von oben eingreifen? Nein. Auch wenn es schwerfallen mag, immer wieder selbst auf den anderen zugehen.
Wie die Liebe aussieht? Gemeinhin umschreibt man sie mit der Farbe Rot. Aber das ist sie nicht. Sie ist auch nicht äußeres verwöhnt werden, viel Spielzeug bekommen und was das Herz sonst noch so begehrt. Man kann sie, mit einem aufmerksamen Herzen, zwar nicht sehen, sie aber empfinden. Zum Beispiel, wenn man bei einer Klassenarbeit, für die man um Gottes Hilfe gebeten hat, innere Ruhe verspürt, die einen die richtigen Gedanken entwickeln lässt, um die Aufgaben zu lösen.
Bezirksevangelist Werner Lampprecht vertiefte: Gott liebt alle Menschen. Gleichermaßen. Weil er sie geschaffen hat, wussten die Kinder. Und wie "sehe" ich Liebe? Die eigenen Kinder sind schon erwachsen, die sind nicht mehr so spontan. Das Enkelkind ist noch sehr klein, berichtete Lampprecht. Als Beispiel gerade nicht so geeignet. Aber der Bezirksevangelist wusste trotzdem, ihn aktuell stark beeindruckende Liebesbezeugungen zu schildern. Die, die ihm sein Hund ausdrucksstark entgegen zu bringen vermag. Schwanzwedeln, Begrüßungsgebell, ein ganzer Hundekörper voller Liebe zu seinem Herrn. Wie Gott merkt, dass wir ihn mögen? Wir beten zu ihm, glauben an ihn und wenden uns unserem Nächsten zu.
Bezirksvorsteher Klaus von Bank, vom Bischof vorgestellt als jemand mit profundem Wissen zum Umgang mit Jüngeren, denn "er hat viele Enkel", freute sich erst einmal über die fröhliche Ernsthaftigkeit, mit der die Kinder auf die Fragen vom Altar herunter eingingen Deren Antworten zeigten die Früchte der Arbeit ihrer Eltern und der Lehrer in der Kirche. Es kostet Überwindung, bei Anforderungen die eigenen Gedanken hintenan zu stellen, die jeder Mensch nun einmal hat. Den Nächsten lieben und das ist jeder. Nicht zum Übernächsten übergehen, wie ein Vorschlag aus dem Publikum lautete, der nicht ganz ernst gemeint war. Nein, auch wenn es schwerfällt, wenigstens den Versuch machen, mit jedem zurechtzukommen. Es können nicht alle meine Freunde sein. Aber Nächstenliebe verlangt, auch dem etwas Gutes zu tun, den man nicht so gern mag.
Alle Menschen haben eine Seele, die Gott liebt und der er helfen will. Das gilt auch für die Menschen, die schon in der Ewigkeit sind, hieß es vom Bischof im Hinblick auf den kommenden Sonntag, den ersten im Monat Juli. Dann werden weltweit, wie in jedem Jahr am ersten Sonntag im Juli, neuapostolische Christen in besonderer Fürbitte entschlafener Seelen gedenken. "Gott will die Sünden vergeben. Allen Seelen, hier wie im Himmel. Alles wegwischen durch das Opfer seines Sohns, wie die Kreideschrift auf einer Tafel. Nichts Böses soll bleiben. Beten wir in den kommenden Tagen für alle!"
Die Replik wusste der Kinderchor mit seinem Schlusslied. Darin wurde Gott besungen als der, der die Menschen von allen Seiten umgibt und seine schützende Hand über sie hält. Den folgenden Applaus hatten sich Chor und Orchester redlich verdient.
"Henner scho Hunger?" Elisabeth als Vertreterin des Organisationsteams hatte das Mikrofon übernommen, um den weiteren Ablauf des Tags vorzustellen. Na klar, Hunger war da. Immerhin hatte der Gottesdienst fast zwei Schulstunden lang gedauert, wie der Bischof nach dem Gottesdienst feststellte. Half nichts, das Mittagessen, Maultaschen, auch vegetarische, und Kartoffelsalat waren erst für 11.30 Uhr bestellt. Vorher konnte man sich für die sportlicheren Aktivitäten im Untergeschoss in extra eingerichteten Umkleideräumen passend kleiden, Namensschilder bekommen und miteinander schwätzen. Die zwei Essensausgaben wurden im Eingangsbereich der Kirche im zum Teil überdachten Freien eingerichtet. Und heute teilen die nahrhaften Dinge aus...der Bischof und der Bezirksvorsteher nebst seinem Vertreter, kündigte Elisabeth voller Freude an. Im Vergleich zu Jesus` Jüngern hatten sie es leichter: Die Speisung der Fünftausend stand nicht an. Je eine Schüssel voll mit Blattsalat hatten die HelferInnen zusätzlich mitgebracht. Für ausreichende Vitaminzufuhr war daher gesorgt. "Und was trinken Erwachsene den ganzen Tag?", fragte Elisabeth. Antwort aus Kindermund: Alkohol. Ein großes Gelächter allenthalben. Natürlich nicht. Sondern Kaffee, der reichlich angeboten wurde. Nachdem das Anliefern der Maultaschen und des Kartoffelsalats knapp gut gegangen war, das Lieferauto kollidierte fast mit dem Stützpfeiler des Kirchenvordachs beim Rangieren, konnte es mit der mittäglichen Stärkung losgehen.
Um 13.00 Uhr startete die Stadtrallye, der dritte (und endlich gelungene) Versuch dieses lange vorher geplanten und vorbereiteten Unterfangens. Die ersten beiden Versuche gelangten nicht zur Ausführung wegen misslicher Witterungsverhältnisse. Und so sah der Ablauf aus: Jedes Kind nahm in einer Gruppe mit mindestens einem erwachsenen Begleiter teil. Es bekam eine Tasche, die nach erfolgreichem Absolvieren der einzelnen Stationen mit einem jeweils passenden Motiv, das dort ausgehändigt wurde, verziert werden konnte. Die jeweilige Gruppe musste bis zum Ende der Rallye beisammen bleiben. Zum Schluss wurde die erzielte Punktzahl addiert. An diesem Nachmittag gab es nur Sieger. Aus organisatorischen Gründen wurden zwei gegenläufige Rallyes zurückgelegt. Was es für Fragen zu den einzelnen Stationen der Routen gab? Viele, und wer die Antwort selbst nicht wusste, dem war angeraten, Passanten zu befragen. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit sind hier ein paar Stationen und Fragen dazu genannt: Der Alte Friedhof, mit welchem markanten Grabstein? Ein Restaurant, dessen früherer Verwendungszweck war? Welche Markierungen befinden sich auf dem Weg zum hoch gelegenen Marktplatz? Was ist das Gebäude dort mit der Uhr auf dem Dach? Name des jetzigen Herrenberger Oberbürgermeisters? Wie viele Stufen hat die "Paradiesstaffel" hinauf zur Stiftskirche? Wo befindet sich deren Glockenturm? Wodurch ist der Standort der Kirche gefährdet? Usw. usw. Ein Glück, dass es nicht mehr ganz so hochsommerlich warm war wie in den Hitzetagen zuvor, denn die Köpfe der Teilnehmer kamen ziemlich ins Rauchen.
Die Rallye endete in der Kirche gegen 15 Uhr. Danach konnte noch ein wenig gebastelt werden, bevor um 16 Uhr der Abschluss bei Kaffee und vielen gespendeten Kuchen und Torten stattfand. Und eine Überraschung gab es auch noch...eiskaltes Eis. Damit auch der durch die Rallye heißest gelaufene Kopf nebst ebensolchen Füßen spätestens jetzt wieder auf Normaltemperatur herunterkommen konnte.
Ganz herzlichen Dank an alle, die für einen gelungenen Kindertag 2017 im Kirchenbezirk Tübingen gesorgt haben.