Am Gottesdienst nehmen die Glaubensgeschwister aus den acht Gäugemeinden des Bezirks Tübingen teil.
"Schön, dass euch die Hitze des heutigen Tages nicht davon abgehalten hat, hierher zu kommen.", hieß es zu Beginn. Und schön, wenn man das Bewusstsein haben kann, dass Gott dem Menschen in dessen ganz persönlicher Lebenssituation hilft. Egal, ob mich mein Nächster verstehen kann oder mich sogar niemand versteht. Jeder möge das Empfinden in seiner Seele haben, dass Gott immer Verständnis für ihn hat.
"Und dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes:" Dieser Text aus dem Neuen Testament (1. Petr 4, 10) war das Bibelwort für den Gottesdienst. Damit wollte der Apostel der damaligen Gemeinde Mut machen. Die Christen in der Urkirche fühlten sich bedrängt und verfolgt. Sie stellten sich die bange Frage, wie das alles wohl weitergehen würde. Wie sollten sie es schaffen, unter diesen Umständen bestehen zu können? Daher Petrus` Appell: Vergesst nie, einander zu dienen mit der Gabe, die euch geschenkt wurde. Heute könnte man sich auch fragen, wie es weitergehen soll. Immer weniger Glauben ist zu finden. Eine Entwicklung, die auch vor der eigenen Gemeinde nicht Halt macht? Gott will dir Mut machen: Es ist deine Gemeinde, die zum Ziel geführt werden soll. Und wenn die Bedrängnisse noch so groß sein sollten, diene ihr mit den Gaben, die du haben darfst.
Wozu man die zunächst einmal erkennen muss. Da sehe ich, was nicht so gut läuft. Was ich will und es dann doch nicht schaffe. Aber die guten Gaben sind trotzdem da. Ich muss nur den richtigen Blick darauf haben, vielleicht auch mal die Perspektive wechseln. Als Amtsträger nicht sehen, was alles fehlt, sondern das, was an Gaben vorhanden ist. Die Jugendlichen die Älteren, deren Ausdrucksvermögen nicht mehr so ganz auf der Höhe der Zeit sein könnte, nicht deshalb abtun. Vielmehr darauf schauen, was Gott mit auch durch einen schwachen Menschen sagen kann. Das richtig werten, was Gott mir geschenkt hat und nicht das, was mein Nachbar hat. Sich im Gottesdienst durch den Heiligen Geist die Augen dafür öffnen lassen, was die eigenen Gaben sind und dann mit denen dienen dürfen.
Der Glaube, überhaupt, glauben zu können, schon das ist ein Geschenk Gottes. Damit arbeiten. Auch dann, wenn einmal alles dunkel erscheint. Nicht dabei stehen bleiben. Vielmehr einen anderen Blickwinkel einnehmen. Das Gute erkennen und Gottes Willen erfassen, der sein Werk vollenden will und wird. Das macht dankbar. Und lässt mich Chancen wahrnehmen. Auch die, dem Nächsten dienen zu können. Wie oft hilft einem in finsteren Situationen der Zuspruch eines anderen, der die Sicht darauf vermittelt, dass etwas nicht nur schlecht ist, sondern alles auch seine guten Seiten haben kann.
Die Liebe ist eine Gabe. Lieben können, wie Jesus Christus es gezeigt hat. Wenn man unter einer Situation leidet, ist damit doch nicht die Liebe am Ende. Ich kann es zwar nicht verstehen, aber ich weiß, Gott ist da. So kann man sich gegenseitig mit der göttlichen Liebe dienen.
Göttliche Gnade, ohne die es keine Gemeinschaft mit Gott gibt, eine Gabe. Wir dürfen sie in jedem Gottesdienst erleben. Die Gnade, am Morgen aufstehen zu können. Einen Seelsorger haben zu dürfen. Als Mensch Gnade üben können, so wie Jesus dem Nächsten vergeben. In der Gemeinschaft bleiben, auch wenn jemand dabei ist, der einem von seiner Art her nicht so liegt.
Fähigkeiten haben dürfen. Da sind zum Beispiel die musikalischen, mit denen man für die Gemeinde und sich selbst zum Segen wirken kann. Richtig beten können. Auch in einer seelischen Tieflage Worte für ein Gebet finden und zur Ruhe kommen können. Und für den Nächsten mit beten.
Eigene materielle Möglichkeiten sind nicht selbstverständlich. Nicht jeder ist auf Rosen gebettet. Denken wir an die existenziellen Probleme unserer Glaubensgeschwister in Afrika. Vom Eigenen abgeben, aber nicht in Form eines "Geschäfts" mit Leistung und Gegenleistung. Ich gebe etwas von Meinem ab und dafür sind mir Gesundheit und ein Arbeitsplatz sicher? Ich opfere ohne Zweckbestimmung, nicht, z. B., nur für "meine" Gemeinde, "meinen" Bezirk. Mein Nächster kann Tausende von Kilometern entfernt von mir sein.
"Wir wollen alles dazu tun, damit Gottes Werk vollendet werden kann. Möge jeder erleben, dass er ein großer Segen sein kann, wenn er das einsetzt, was ihm gegeben ist. Und so immer mehr in Jesus` Wesen hineinwachsen, damit er kommen und seine Braut holen kann."
Walter Huber, Gemeindevorsteher in Tübingen-Pfrondorf, griff eine Bitte aus dem Eingangsgebet auf: Friede, Freude und Begeisterung erleben zu können. Hat mich Gottes Wort in diesem Sinn "gepackt"? Dann erlebe ich Freude und Begeisterung, mit allen Sinnen. Huber mahnte zur Geduld: Weitergehen, sich nicht aufhalten lassen, dranbleiben, dann erhalten wir uns auch Freude und Begeisterung.
Der Bischof ermunterte noch einmal: Lasst es uns probieren. Durch Schenken werden wir reich. Lassen wir Vorurteile weg. "Wir erfahren nun Gnade in engster Gemeinschaft mit Gott.", leitete er zur Feier des heiligen Abendmahls über. "Gottes Sohn schenkt sich dir!"
"Schön, mit euch den Sommer zu beginnen.", hieß es, leicht schmunzelnd, vom Bischof nach dem Gottesdienst. Eine Anspielung sowohl auf den Kalender als auch auf die herrschenden Temperaturen. Heiniger vergaß auch nicht, sich bei den Herrenbergern für deren persönlichen Einsatz zu bedanken. Um die Kirche herum sind neue zusätzliche Parkplätze entstanden. Leider wurde das Ganze teurer als geplant, so dass für die abschließende gärtnerische Gestaltung keine Fremdleistungen eingekauft werden konnten. In Herrenberg fasste mit an, wer irgend konnte und - es ist eine wunderschöne Anlage entstanden.