In Freudenstadt treffen sich Öffentlichkeitsbeauftragte und ihre Ehefrauen/-männer zu einem gemeinsamen Wochenende.
Damit sie doch noch Raum in einer Herberge fanden - in der Kirche in Freudenstadt gab es am Samstag eine Schulung, in den Kirchen drum herum gab es anderes, was an diesem Samstag dort zu erledigen war - hatte der Gemeindevorsteher von Wittlensweiler, nahe Freudenstadt, die dortige Kirche für das Treffen zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank an die freundlichen Gastgeber, die nicht nur ein offenes Herz und eine offene Kirche hatten, sondern auch trefflich fürs leibliche Wohl in Form eines üppigen Frühstückbuffets gesorgt haben. War auch nötig, denn diejenigen Teilnehmer, die von der südlichen Bereichsgrenze angereist waren, von kurz vor der Grenze zur Schweiz, hatten ihr erstes Frühstück am frühen Morgen bei der Ankunft gegen 10.30 Uhr schon lange vergessen. Wer aus dem Bezirk Tübingen kam, konnte sich angesichts der Kirche in Wittlensweiler gleich heimisch fühlen oder ins Grübeln kommen, ob man sich trotz Navi verfahren hatte. Sah doch aus wie in Rottenburg, die Kirche?
Hirte Rudi Srock, Öffentlichkeitsbeauftragter für den Apostelbereich Freiburg/Tübingen, sprach ein paar Worte zur Begrüßung. Ein frisch gebackener "Doppelvorsteher" und Evangelist, der im Bezirk Lörrach mit der Öffentlichkeitsarbeit - noch - betraut ist und die Gemeinden Grenzach-Wyhlen und (jetzt zusätzlich) Weil am Rhein betreut, sprach ein Gebet. Nach dem opulenten zweiten Frühstuck gab es eine wechselseitige Vorstellungsrunde, denn seit dem letzten "Partnertag" hatte es in einigen Bezirken personelle Veränderungen gegeben. Nachwuchssorgen muss man sich nicht machen. Der jüngste Teilnehmer war dieses Mal vierzehn Monate alt und der jüngste vom letzten Mal war auch wieder dabei. Allerdings jetzt schon so groß, dass er nur noch mit Mühe in seine Kinderkarre passte. Rund vierzig Teilnehmer konnte Srock zählen, der sich freute, dass so viele der Einladung gefolgt waren.
Gut gestärkt ging es an die "Arbeit". Srock stellte vor, was voraussichtlich an Änderungen kommen wird. Unter anderem wird es für die Neuapostolische Kirche ein neues Corporate Design geben. Ein "Partnertag" soll auch im kommenden Jahr stattfinden, ausgerichtet vom Bezirk Albstadt. Angesprochen wurde auch die besondere Problematik und Wichtigkeit, bei der Berichterstattung in Wort und Bild darauf zu achten, dass Persönlichkeitsrechte nicht verletzt werden. Pragmatische Regel - sobald einem Zweifel kommen, den betreffenden Text und/oder Fotos weglassen. Stephan Strittmatter gab Neuerungen bekannt, die den Internetauftritt im Bereich und in den Bezirken betreffen. Da ist immer noch Manches, was bearbeitet, geändert, vervollständigt werden muss. Viele Fragen und Probleme ergeben sich erst aus der Praxis heraus, so dass ständiges Optimieren gefordert ist.
Danach wurde vom Öffentlichkeitsbeauftragten des Bezirks Freudenstadt, der das Tagesprogramm zusammengestellt und organisiert hatte, kurz der geplante Verlauf der Zusammenkunft mitgeteilt. Auch ihm und seinen Unterstützern ein herzlicher Dank. Um das Resultat vorwegzunehmen - hat alles prima geklappt einschließlich des Wetters. Kein Regen in Freudenstadt, angenehme Temperaturen, nicht zu warm, nicht zu kalt, man konnte sich gut im Freien aufhalten. Allerdings war dafür auch von höchster Stelle gebetet worden. Apostel Martin Schnaufer, mit dem Srock noch in der Frühe telefoniert hatte und der leider wegen anderer Verpflichtungen am Samstag in Freudenstadt nicht vorbeischauen konnte, wollte auch für gutes Wetter und ein Gelingen des Tags beten. Nicht vergeblich.
Es folgte von 13.00 bis 14.30 Uhr eine Stadtführung in Freudenstadt. Wer im Geschichtsunterricht aufgepasst hatte, war eindeutig im Vorteil, denn von der engagierten Führerin in Tracht kamen immer wieder Fragen ans Publikum. Sie ließ da nicht locker, sparte aber auch nicht mit Lob, wenn sie auf wenigstens noch rudimentäre Geschichts- und andere Kenntnisse stieß. Freudenstadt, sozusagen auf dem Reißbrett entstanden, war ein Projekt des Herzogs Friedrichs, der einer Seitenlinie der württembergischen Herrscher entstammte. Friedrich, in Mömpelgard/Montpellier, heute zu Frankreich gehörend, beheimatet, plante und nahm sich einen genialen Unterstützer: den Baumeister Heinrich Schickhardt, geboren in Herrenberg und damit im Bezirk Tübingen nicht unbekannt. Der Herzog und er besichtigten 1597 Bologna. Sie waren fasziniert von den Arkadengängen vor den Häusern dort und nahmen sie als Muster für die Gestaltung des Marktplatzes von Freudenstadt. Der Marktplatz, der größte umbaute in Deutschland, wurde mühlenbrettartig angelegt. Herzog Friedrich gründete die Stadt 1599 und wollte dort seine Residenzstadt nach eigenen Vorstellungen haben. Mit einem Schloss, das größer als das Stuttgarter sein sollte. Leider lief nicht alles so wie er sich das vorgestellt hatte. Er war zwar Herzog von Württemberg geworden, nachdem sein Cousin, der dort herrschte, kinderlos verstarb. Aber man verweigerte ihm die notwendigen finanziellen Mittel seitens der Stuttgarter, so dass es nicht zum Bau des Schlosses kam. Der Schwabe hält sei Sach zsamme und ein größeres Schloss als das in Stuttgart zum herrschaftlichen Privatvergnügen, das geht gar nicht. Gebaut wurde aber auf dem Marktplatz die Stadtkirche, auch von Schickhardt entworfen, und zwar um eine der vier Ecken des Marktplatzes herum. Grundsteinlegung war im Jahr 1601. Es entstand ein romanischer Nachbau mit gotischen Fenstern. Das Innere der Kirche wurde besichtigt. Beeindruckend der Taufstein und seine Geschichte sowie ein großes Kruzifix, entstanden 1550 und aus einem einzigen Stück Holz gearbeitet. Der Markt damals fand direkt vor der Kirche statt, an der als Maß aller Dinge eine Elle befestigt wurde, die noch heute da ist. Warum der Markt vor der Kirche? Nun, im Angesicht Gottes besch... man nicht, wusste die Führerin auf gut schwäbisch die Antwort. 1632 zerstörte ein großes Feuer 141 Häuser, die aber rasch wieder aufgebaut wurden. 20 Tage vor Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Stadt durch französische und belgische Bomben zu 80 bis 90 Prozent in Schutt und Asche gelegt. Sie entstand aber relativ schnell wieder nach Ende des Kriegs.
Es folgte ein Gang um alle vier Ecken des Marktplatzes herum. Dort steht auch das große Rathaus. Dessen Saal konnte ausgiebig besichtigt und sein Interieur - Bauhausstil - bewundert werden, während die Sportlichen aus der Gruppe den Rathausturm bestiegen. Ungeklärt musste bleiben, weshalb an einer Wand im Rathaussaal eine Riesenfahne des VfB Stuttgart aufgehängt war. Anfang des 20. Jh. hatte ein Bürgermeister - die Bilder aller Schultheißen der Vergangenheit zieren die Saalwände - die Vorzüge der Lage der Stadt erkannt und betrieb deren Entwicklung zum internationalen Höhenluftkurort. Viele Hotels wurden gebaut und dieser Bürgermeister kümmerte sich persönlich darum, dass die Mischte in der Stadt und besonders in Marktplatznähe jeweils hinter das Haus kam. Das Atmen sollte für die erwarteten "Luftschnapper", wie man die Kurgäste nannte, eine ungetrübte Freude sein. Zu erwähnen sind auch die 50 Quellen, aus denen die Freudenstädter ihr Wasser beziehen, auf dem Marktplatz durch ein Becken mit 50 Fontänen symbolisiert. Ein guter Rat ist, beim Vorbeigehen - je nach Windrichtung - ausreichend Abstand zu halten. Wasser kann ganz schön nass und kalt sein. Vieles gab es noch beim Rundgang zu bestaunen, aus alter wie aus neuer Zeit. Einfach mal hinfahren in die Stadt mit dem großen Marktplatz und selbst gucken.
Pünktlich um kurz nach halb drei Uhr ging es mit dem Kurbähnle zum Hausberg von Freudenstadt, dem Kienberg. Der Weg führt durch das sogenannte Obere Kurgebiet bis in die luftige Höhe von 800 m. Oben erwartete am Friedrichsturm ein riesiges gemütliches Cafe´ die schon wieder hungrigen Besucher. Auf eigens für sie reservierten Plätzen mit einem wunderbaren Ausblick hinunter ins Tal und auf die Gegend drum herum schmeckten Kuchen und Torten besonders gut. So gestärkt wollte niemand die Möglichkeit nutzen, mit dem Bähnle in den Ort zurückzufahren. Per pedes ging es retour, in dem Fall zum Glück, bergab.
Der Abschluss des Abends fand in einer Brauereigaststätte statt. Urig umgebaut und eingerichtet ist es, das ehemalige auf dem Marktplatz gelegene Postgebäude, das in dieser Größe als solches nicht mehr benötigt wurde. Schön für die Restaurantgäste. Schwäbische und andere Köstlichkeiten in reichlichen Mengen gab es zum Bier dazu. Insbesondere die, die aus dem Süden der Republik, von kurz vor der Grenze zu den Eidgenossen, angereist waren, hatten den doppelten Genuss. Denn nicht nur, dass es wunderbar schmeckte, auch das Portemonnaie wurde im Vergleich zu heimischen Verhältnissen geschont.
Einige mussten abends abreisen, während der größere Teil der Gruppe in einem Hotel, am Marktplatz gelegen, übernachtete. Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es zum Gottesdienst in die Freudenstädter Kirche. Apostel Martin Schnaufer leitete ihn. "Dich will ich preisen in der großen Gemeinde, ich will mein Gelübde erfüllen vor denen, die ihn fürchten." (Ps 22, 26). Um diesen Text aus dem Alten Testament ging es im Gottesdienst. Und zu Beginn auch um den Muttertag an diesem zweiten Sonntag im Monat Mai. Nein, kein kirchlicher Feiertag. Und doch für jeden ein Denkanstoß zur Dankbarkeit, der im Gottesdienst nicht unerwähnt bleiben sollte. Im besten Fall ein wechselseitiges Für-einander-da-Sein, das Mutter-Kind-Verhältnis. Wie es auch in einer Gemeinde sein sollte. In beiden Fällen aber nicht nach dem do-ut-des-Prinzip. Nicht das Gelübde erfüllen, um damit bei Gott etwas zu erreichen. Mit ihm lässt sich nicht handeln. Vielmehr in aller Demut vor ihm stehen. Und alles, was wir tun, zu seiner Ehre machen. Mit dieser Einstellung kann es in einer Gemeinde keine Konfliktpotentiale geben. "Lasst uns im Vertrauen auf die Wiederkunft Christi unsere Gemeinschaft so schön wie möglich gestalten.", appellierte der Apostel.
Nach dem Gottesdienst wurden auch die erwähnt und begrüßt, die an diesem Sonntagmorgen mit zur "großen Gemeinde" in Freudenstadt gezählt hatten: die Öffentlichkeitsbeauftragten, die von überall her zusammengekommen waren. Sie wussten ihr Gastrecht sehr zu schätzen. Und beendeten ihre kleine "Wochenendgemeinde", die sich während der Stunden in Freudenstadt gebildet hatten, mit dem guten Gefühl, nicht allein da zu stehen mit ihren Aufgaben: Probleme kann man miteinander besprechen und sich über Erfahrungen und Lösungsmöglichkeiten austauschen. Und Freude an der Arbeit in der Gemeinschaft miteinander teilen.