Ein Zeichen der Verbundenheit Bericht des Schwarzwälder Boten vom 02.11.2015 von Frau Koswska-Nemeth Die traditionelle Nagolder Orgelwallfahrt begann unter strahlend blauen Himmel und endete in der Dunkelheit des Allerheiligentages.
"Es war wahrscheinlich der schönste Novembersonntag in diesem Jahr", so Bezirkskantor Peter Ammer. Die Ursprünge der Wandelkonzerte reichen bis 1992 zurück, als die katholische Kirchenmusikerin Waltraud Götz und der damalige evangelische Bezirkskantor Ingo Bredenbach die gemeinsame "Vater Unser"- Spendenaktion zugunsten der echten Orgel für das Gemeindezentrum Kernen starteten. Der musikalisch-ökumenischen Idee schloss sich bald die evangelisch-methodistische Friedenskirche an, nun ist auch die Neuapostolische Kirche dabei. Mit eingebrachten Spenden unterstützt jede Orgelwallfahrt ein anderes gemeinnütziges Projekt, in diesem Jahr das Lebenszentrum Ebhausen. Auf der Wallfahrt musizieren vor allem die Nachwuchsorganisten, diesmal aber stellten sich ihnen diverse Termine in den Weg ("Elias“ in Altensteig", "Chichester Psalms" in Stuttgart), sodass letztendlich nur eine Handvoll der jungen Künstler zur Verfügung stand. In der Remigiuskirche spielte Maresa Beuerle ein frühbarockes Präludium von Nicolaus Bruhns. Nachdem mehrere Strophen des gemeinsam gesungenen Chorals "Werde munter, mein Gemüte" von Johann Pachelbel verklungen waren, interpretierte Peter Ammer die Originalvariationen zu dem Choralthema. Auf der angeschlagenen Orgel der Peter und Paul Kirche brachte David Brym zwei kurze Stücke von Georg Friedrich Telemann und Johann Fischer zu Gehör. Aus den oft asthmatisch hechelnden Pfeifen holte seine Lehrerin Waltraud Götz in den Choralvariationen "Sei gegrüßet, Jesu gütig" von Johann Sebastian Bach jedoch erstaunlich reiche Farbkombinationen. Viele Menschen folgten der Einladung zu der kleinen Konzertreihe und sie liefen gerne auch in die weiter gelegene Neuapostolische Kirche , wo sie in die sphärischen Klänge des "Le banquet céleste" (Das himmlische Gastmahl) von Olivier Messiaen eintauchten. Marika Walz, Schülerin von Eva-Magdalena Ammer spielte auch "Ich rufe zu Dir" und "Wachet auf" von J.S. Bach, wobei das Urthema des zweiten Chorals Tim Braun auf der Klarinette verdeutlichte. In der Friedenskirche fand diese 24. Orgelwallfahrt ihren Abschluss. Mit einigen Orgelstücken des methodistischen Komponisten Samuel Sebastian Wesley unterstrich Kantorin Ammer die interkonfessionelle Verbundenheit der Nagolder Kirchen, Dekan Ralf Albrecht skizzierte in einer charmanten Geste gegenüber den Gastgebern die Entstehungsgeschichte der über 230 Jahre jungen Glaubensgemeinschaft. Ein friedvolles Beisammensein beendete die traditionelle Begegnung. Die Orgelwallfahrt hatte wieder ein Hilfsbereitschafts-Signal gesendet. Wie vor einem Vierteljahrhundert.